'Festzuhalten ist wohl immerhin: Das Individuum ist in psychischer und kognitiver Hinsicht nicht usprünglich 'identisch', sondern muss disparate Elemente erst zu einem sich-selbst-bestimmenden Ich integrieren.'
Nach landläufiger - um nicht zu sagen: nach natürlicher - Auffassung ist das, was letzten Endes unsere persönliche Identität ausmacht, zu Anfang ein molekularer kritstalliner Kern, dem nach und nach immer neue Facetten zuwachsen und einen festen Stamm ausbilden, der die ausgereifte Persönlichkeit widerstandsfähig macht. Sie stößt sich allerdings an dem Befund der Hinforschung, mit dem sie ihre Ablehnung des Ich begründet: ein irreduzibler Kern ist am Anfang genausowenig auszumachen wie am Ende.
Allerdings gibt es ab Anbeginn sogenannte Hirnregionen. Heute meint man damit nicht mehr, wie früher z. B. bei Broca- und Wernicke-Areal, einen bestimmten abgeschlossenen Raum, sondern vielmehr eine weitverzweigte Verschaltung von Neuronen, die sich mit manchen anderen Verschaltungen - assemblies - überschneidet. Das sogenannte Ich - die Instanz, die schließlich als pp. Bewusstsein Kontrolle und Regulierung des Gesamthirns und eo ipso des Gesamtorganismus übernimmt - 'bildet sich aus' als fortschreitende Syn-chronisation und Integration dieser anfangs relativ autonomen Schaltkreise.
Ist das einstweilen noch eine vorläufige Hypothese oder ist es schon mehr? Jedenfalls beträ-fe es nicht nur das psychologische oder neurophysiologische, sondern gedanklich auch das 'transzendentale' Ich. Letzteres könnte wohl in der Erfahrung nicht vorkommen - es wird aber vorgestellt, um demjenigen, was in der Erfahruung vorkommt - den jeweiligen Lei-stungen des Organismus - etwas zuzuschreiben, was seinerseits... in der Erfahrung nicht vorkommt, nämlich Sinn und Zweck: eine Begründung ex post factum.
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