Der Verfasser der Wissenschaftslehre wurde durch eine geringe
Bekanntschaft mit der phi-losophischen Literatur seit der Erscheinung der
Kantischen Kritiken sehr bald überzeugt, dass diesem grossen Manne sein
Vorhaben, die Denkart des Zeitalters über Philosophie, und mit ihr über
alle Wissenschaft, aus dem Grunde umzustimmen, gänzlich mislungen sey;
indem kein einziger unter seinen zahlreichen Nachfolgern bemerkt, wovon
eigentlich gere-det werde. Der Verfasser glaubte das letztere zu wissen;
er beschloss, sein Leben einer von Kant ganz unabhängigen Darstellung
jener grossen Entdeckung zu widmen, und wird die-sen Entschluss nicht
aufgeben. Ob es ihm besser gelingen werde, sich in seinem Zeitalter
verständlich zu machen, wird die Zeit lehren. Auf jeden Fall weiss er,
dass nichts wahres und nützliches, was einmal in die Menschheit
gekommen, verloren geht; gesetzt auch, erst die späte Nachkommenschaft
wisse es zu gebrauchen....
/Ich habe von jeher gesagt, und sage es hier
wieder, dass mein System kein anderes sey als das Kantische. Das heisst:
es enthält dieselbe Ansicht der Sache, ist aber in seinem Verfah-ren
ganz unabhängig von der Kantischen Darstellung. Ich habe dies gesagt,
nicht um durch eine grosse Autorität mich zu decken, oder meiner Lehre
eine Stütze ausser ihr selbst zu suchen; sondern um die Wahrheit zu
sagen, um gerecht zu seyn.
Bewiesen möchte
es etwa nach zwanzig Jahren werden können. Kant ist bis jetzt, einen
neuerlich gegebenen Wink abgerechnet, den ich tiefer unten bezeichnen
werde, ein ver-schlossenes Buch, und was man aus ihm herausgelesen hat,
ist gerade dasjenige, was in ihn nicht passt, und was er widerlegen
wollte.
Meine Schriften wollen Kant nicht erklären, oder aus ihm/ erklärt seyn; sie selbst müssen für sich stehen, und Kant bleibt ganz
aus dem Spiele.
Es ist mir – dass ich es gerade heraus sage – nicht um
Berichtigung und Ergänzung der philosophischen Begriffe, die etwa im
Umlaufe sind, mögen sie Anti-Kantisch oder Kan-tisch heissen, es ist mir
um ihre gänzliche Ausrottung und die völlige Umkehrung der Denkart über
diese Puncte des Nachdenkens zu thun, so dass in allem Ernste, und nicht
bloss so zu sagen, das Object durch das Erkenntnissvermögen, und nicht
das Erkenntniss-vermögen durch das Object gesetzt und bestimmt werde.
Mein System kann sonach nur aus sich selbst, nicht aus den Sätzen irgend
einer Philosophie geprüft werden; es soll nur mit sich selbst
übereinstimmen; es kann nur aus sich selbst erklärt, nur aus sich selbst
bewiesen oder widerlegt werden; man muss es ganz annehmen, oder ganz
verwerfen. _______________________________________________________________________J. G. Fichte,Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre,SW I, 419ff.
Väter und ihre Kinder synchronisieren beim Spiel ihre Gehirnaktivitäten
Psychologen
beobachteten, dass Identifikation mit Vaterrolle Einfluss auf Anpassung
der Gehirnaktivität bei gemeinsamem Spiel hat.
Das Lernen von den Eltern ist ein bedeutender Teil der kindlichen
Sozialisation. Wiener Forscherinnen haben nun analysiert, was sich dabei
im Gehirn der beiden Parteien abspielt. Dabei zeigte sich bereits im Vorjahr, dass Mütter und ihre Vorschulkinder
beim miteinander Spielen gleichsam auf einer gemeinsamen Wellenlänge
liegen. Ihre Gehirnaktivitäten werden dabei wechselseitig aufeinander
abgestimmt. Dass das auch bei Vätern und ihrem Nach-wuchs so ist,
berichtet das Team nun im Fachjournal "Child Development". Besonders aus-geprägt war das Phänomen bei Vätern, die ihre Elternrolle stark fürsorglich und involviert anlegten.
Gemeinsames Tangramspiel
Analog zu ihrer Studie mit Müttern
ließen die Entwicklungspsychologinnen Trinh Nguyen und Stefanie Höhl von
der Universität Wien sowie Kollegen aus Deutschland oder Groß-britannien
Fünf- bis Sechsjährige und Väter gemeinsam oder ohne gegenseitig
Unterstüt-zung das Legespiel Tangram spielen. Bei diesem kann man mit drei- und viereckigen Plätt-chen verschiedene Formen und Figuren legen.
Dabei wurde jeweils die Gehirnaktivität der insgesamt 66
Versuchsteilnehmer mittels funktioneller Nah-Infrarotspektroskopie
(fNIRS) gemessen. Vor allem interessierte das Team die aufgrund der
Ableitung der Änderungen der Sauerstoffsättigung der äußeren
Gehirnschichten abgeschätzte neuronale Aktivität im Schläfenlappen und
Frontalhirn. Diese Hirnregionen werden mit der Fähigkeit zum Fassen
gemeinsamer Absichten, zur Übernahme von Perspektiven anderer und mit
der Fähigkeit zur Selbstregulation in Verbindung gebracht, die sich im
Vorschulalter entwickeln.
Synchronisierung
In der vorangegangenen Untersuchung mit Müttern und ihren Kindern
passten sich ihre Gehirnaktivitäten in den beiden Regionen an. Das
geschah vor allem, wenn die beiden spontan aufeinander eingingen. Wenn
beide zwar am selben Tisch saßen, sich aber jeweils alleine mit den
Plättchen befassten, zeigte sich keine Synchronisierung. Auch bei der
neuen Studie konnten die Wissenschafter zeigen, "dass eine
wechselseitige Anpassung der Gehirn-aktivität von Vater und Kind nur dann
stattfand, wenn beide miteinander das Puzzle lösten", so Nguyen.
Überdies war jedoch die Anpassung der Gehirnaktivität höher bei jenen
Vater-Kind-Paaren, in welchen sich der Mann stärker mit seiner Rolle
als fürsorglicher und involvierter Vater identifizierte", sagte die
Wissenschafterin. Während also die Anpassung bei Vater-Kind-Paaren mit
der Identifikation mit der Vaterrolle zusammenhing, war bei den
Mutter-Kind-Paaren entscheidend, ob beide in der Spielsituation
aufeinander eingingen. Woher diese Unterschiede rühren könnten, wollen
die Psychologen in weiteren Studien ergründen. (red, APA.)
Nota. - Ist das banal, dass beide 'was davon haben', wenn jeder mit den Augen des jeweils anderen sieht? Nein, denn es stimmt ja nur, wenn zwischen ihnen ein grundsätzliches (pom-pös gesprochen:) kognitives Gefälle herrscht. Diese Gefälle besteht nicht substanziell darin, dass der Ältere mehr kennt als der jüngere; sondern darin, dass er - vernünftigerweise - in einer Welt lebt, in der das Prinzip von Ursache und Wirkung gilt, jährend der Jüngere sich "viel mehr vorstellen" kann. Sonst würden Kinder auch beim Spielen mit den Erwachsenen nicht nur nicht mithalten, sondern schon gar nicht gewinnen können. Und dann wäre das Spiel für beide Parteien witzlos.
Wie Hirnforscher sich an die Schaltkreise im Gehirn herantasten
Wie denken wir? Wie
funktioniert Erinnerung? Neuer Technologien ermöglichen es, die
Prozesse im Neuronendickicht präzise und bis ins kleinste Detail zu
vermessen
von Karin Krichmayr
In den neun Monaten, in denen ein Fötus im Bauch der Mutter
heranwächst, läuft ein un-glaubliches Programm ab: Jene rund 86
Milliarden Gehirnzellen, aus denen das menschli-che Gehirn besteht, fügen
sich nach einem präzise orchestrierten Bauplan, der im Erbgut
festgeschrieben ist, zusammen. "Zwischen dem dritten und sechsten Monat
entstehen aus den Stammzellen pro Sekunde bis zu 1000 Neuronen",
konkretisiert Simon Hippenmeyer, Neurobiologe am Institute of Science
and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg.
"Es ist das faszinierendste und schönste Organ unseres Körpers",
stellt die Neurowissen-schafterin Gaia Novarino, ebenfalls
Gruppenleiterin am IST Austria, fest. Nüchtern be-trachtet kann man
sagen, dass das erwachsene Gehirn etwa eineinhalb Kilo wiegt und 20
Prozent des Sauerstoffs in unserem Blut verbraucht. Doch was genau sich
in diesem sich ständig wandelnden Dickicht aus Neuronen abspielt, die
mittels elektrischer Spannungs-stöße über 100 Billionen Synapsen
miteinander kommunizieren, zählt nach wie vor zu den größten Rätseln der
Menschheit.
Fest steht, dass die DNA "nur" die Grundbausteine vorgibt und ein
System implementiert, dass darauf ausgerichtet ist, mit jeder
Information seine Schaltkreise neu zu verdrahten. Die Welt, die uns
umgibt, unsere Erfahrungen und Sinneseindrücke formen unser Gehirn und
seine Verbindungen permanent um – und das auf höchst effiziente Art und
Weise. Dieses dynamische und adaptive System taufte der US-Psychologe
William James "Plastizität". Der Neurowissenschafter David Eagleman von
der Stanford University nennt es in seinem jüngsten Buch "Livewired"
(2020) analog zu Hard- und Software "Liveware".
Black Box im Kopf
Zwar hat die Hirnforschung in den letzten
Jahren beträchtliche Erfolge erzielt, insbeson-dere was das Verständnis
der motorischen und sensorischen Fähigkeiten betrifft. Die Mes-sung der
Gehirnaktivität und bildgebende Verfahren ermöglichen es, Gefühlen,
Vorstel-lungen und Denkmustern auf die Spur zu kommen. Und doch klafft
eine große Lücke zwischen dem, was wir über unser Denkorgan wissen, und
dem, was uns zu dem macht, was wir sind. Die sogenannten höheren
kognitiven Fähigkeiten, das Bewusstsein, das Ge-dächtnis, das Denken an
sich, sind nach wie vor eine Blackbox.
Die Ergebnisse der modernen Neurowissenschaften und eine Vielzahl an
neuen Techno-logien machen jedoch heute komplett andere Forschungsansätze
möglich, ist der deutsche Hirnforscher Wolf Singer überzeugt. Im
Gegensatz zu früheren Vorstellungen wisse man nun, dass das Gehirn "ein
extrem distributiv organisiertes System" sei, "das sich ohne einen
Dirigenten zurechtfindet, sondern sich selbst organisiert", sagte der
emeritierte Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in
Frankfurt voriges Jahr bei einem Vortrag in Wien. "Wir haben die lineare
Systemtheorie abgelöst, wir sind jetzt mehr in der Welt der
Komplexitätstheorie", sagt Singer.
Wie Synapsen lernen
Befindet sich die Hirnforschung
also dank neuer Technologien am Beginn einer neuen Epoche, wie Singer
postuliert? "Technologie ist der Schlüssel", sagt der
Neurowissenschaf-ter Peter Jonas vom IST Austria. 2016 wurde er von
Wissenschaftsministerium und Wissen-schaftsfonds (FWF) für die
Erforschung der grundlegenden Mechanismen von Synapsen im Hippocampus
mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet.
Er bezeichnet als eines der "Durchbruchereignisse der letzten Jahre",
dass synaptische Strukturen und ihre Prozesse direkt im Gewebe gemessen
werden können – räumlich in Nanometerauflösung und zeitlich in
Mikrosekunden. Eines der primären Ziele von Jonas: "Wir wollen
herausfinden, wie Synapsen sich verhalten, um höhere Gehirnfunktionen zu
verursachen, also etwa wie im Hippocampus unvollständige Informationen
mithilfe des Netzwerks ergänzt werden – eine der grundlegenden
Funktionen der Erinnerung."
Gleichzeitige Messung der synaptischen Übertragung von acht
Pyramidenzellen im Hippocampus. Die Zellen wurden unter experimentellen
Bedingungen mit einer Markierungssubstanz befüllt, gefärbt und
vollständig rekonstruiert.
Es gilt dabei, einerseits die Aktivität in den Nervenzellen zu messen
und andererseits zu sehen, wie sie sich dabei verändern. Jonas hat dazu
einige Technologien federführend wei-terentwickelt: Die "subzelluläre
Patch-Clamp-Technik" ermöglicht, elektrische Signale, die per
synaptischen Spalt übertragen werden, direkt an der Ausgangszelle
abzufangen und gleichzeitig die Antwort an der Zielzelle zu beobachten.
"Derzeit können wir die Vorgänge in einem Ensemble von acht Zellen
gleichzeitig messen. Das ist eine schöne Methode, um die Interaktionen
in einem solchen Mininetzwerk studieren zu können", schildert Jonas.
Gedächtnis-Blasen
Mit der 2013 entwickelten und von Jonas
verfeinerten "Flash and Freeze"-Methode wiede-rum werden Neuronen mit
Licht stimuliert und binnen einer Tausendstelsekunde schock-gefroren, um
sie unter dem Elektronenmikroskop untersuchen zu können. Denn damit
Gehirnfunktionen wie das Erinnern ausgeübt werden können, muss sich
etwas in den Strukturen des Neuronengeflechts verändern.
Wie eine solche Veränderung aussieht, konnten Jonas und sein Team kürzlich zeigen:
Sie nahmen Bläschen mit Neurotransmittern auf, deren Verlagerung an
der Synapse mit dem Kurzzeitgedächtnis gekoppelt ist. "Das legt nahe,
dass Informationen in Form solcher Ve-sikelpools abgespeichert werden",
sagt Jonas. Ein Schritt, um dem Lernprozessen des Ge-hirns auf die Spur
zu kommen.
Neben technischen Fortschritten bei der Elektronenmikroskopie und der
Messung von Signalen direkt an der einzelnen Zelle waren in den
vergangenen Jahren auch Weiterent-wicklungen in der Genetik bahnbrechend –
allen voran Hochgeschwindigkeitsgensequen-zierungen und die Gen-Schere
Crispr. Per Optogenetik, zu deren Wegbereitern der öster-reichische
Neurophysiologe Gero Miesenböck gehört, kann die Aktivität von Neuronen
mit Licht gezielt gesteuert werden. Neuronale Schaltkreise lassen sich
so auf einem ganz neuen Level untersuchen.
Aufnahme des Cortex eines Mausembryos. Grün: Stammzellen; rot: Zwischenstadium; weiß: fertige Neuronen. Blau: Zellkerne.
Auf genetisch veränderten Zellen, die mit Farbmarkern versehen
werden, basiert auch die von Simon Hippenmeyer entscheidend
weiterentwickelte Mosaic-Analysis-with-Double-Markers-Methode
(MADM-Methode). Damit können er und sein Team im Mausmodell bunt
gefärbte Neuronen auf ihrem Weg von der Stammzelle bis in die
Großhirnrinde ver-folgen. So lässt sich visualisieren, wie sich Zellen,
in die ein genetischer Defekt eingebaut wurde, der beim Menschen zu
schwerwiegenden Gehirnerkrankungen führt, im Vergleich zu gesunden
Zellen verhalten.
"Es ist eine spannende Zeit für die Hirnforschung", sagt Hippenmeyer.
"Wir können mit heutigen Technologien eine Million Zellen gleichzeitig
bei ihrer Entwicklung beobachten. Das war vor fünf Jahren noch nicht
möglich." Mit der MADM-Methode soll künftig syst-ematisch untersucht
werden, wie sämtliche Gene die Gehirnentwicklung auf Zellebene
be-einflussen. Auch wenn sich das menschliche Genom nur geringfügig von
dem der Maus unterscheidet – welche Codes das menschliche Gehirn so
außergewöhnlich machen, liegt noch im Dunkeln. Dazu brauche es andere
Ansätze, sagt Hippenmeyer.
Autismusforschung an Protogehirnen
Einen solchen verfolgt
Gaia Novarino, die sich der Erforschung der nach wie vor unbe-kannten
Ursachen von Autismus widmet. Sie und ihr Team programmieren Gehirn- und
Blutzellen, die von Kindern mit Autismus stammen, zu Stammzellen um.
Die daraus ent-wickelten Neuronen werden in Kulturschalen zu Organoiden,
also winzigen Protogehirnen gezüchtet. "Wir können dadurch die Neuronen
eines Individuums untersuchen, ohne inva-siv zu sein", sagt Novarino im IST-Austria-Science-Talk.
"Das ermöglicht uns, Prozesse, die sehr früh in der Entwicklung des
Gehirns ablaufen, im Labor zu untersuchen und zu sehen, was im
Zusammenhang mit einer Mutation passiert."
Für den theoretischen Neurowissenschafter Tim Vogels, der im
vergangenen August von der Oxford University ans IST wechselte, ist das
eine "revolutionäre Technik", da mit dieser Methode "der simpelst
mögliche Schaltplan erarbeitet werden kann", den man anschließend
Schritt für Schritt erweitern könne. Da derartige Experimente auch im
Modell simuliert werden können, sei so ein direkter Abgleich zwischen
Theorie und Praxis möglich.
Von der Zelle zum Verhalten
Während Neurobiologen
sich bis zu den kleinsten Strukturen innerhalb der Gehirnzellen
herantasten, um sich dann zu größeren Netzwerken voranzuarbeiten, setzen
Psychologen und andere Kognitionsforscher bei dem an, was das Gehirn
hervorbringt, also primär beim Verhalten. Auch hier ging man in den
vergangenen Jahren dazu über, nicht nur die Aktivität einzelner
Gehirnregionen von Versuchspersonen bei der Bewältigung verschiedenster
Auf-gaben zu messen, sondern die Konnektivität, also die Verbindungen und
Netzwerke im Gehirn, auszuforschen.
Neue Technologien ermöglichen die Visualisierung und Analyse der unzähligen Verbindungen zwischen Gehirnregionen.
Immer besser auflösende Bildgebungsverfahren, Algorithmen und
Machine-Learning-Methoden ermöglichen immer genauere Analysen von
höheren Gehirnfunktionen, insbe-sondere Lernen und Gedächtnis – und
machen Hoffnung, Krankheiten wie Alzheimer und Demenz besser zu
verstehen.
Schließlich liegt eines der großen Potenziale für Durchbrüche in der
Hirnforschung in den Computerwissenschaften. Die riesigen Datenmengen,
die in Experimenten generiert wer-den, können dazu dienen, zumindest
kleine Bereiche des Gehirns am Computer nachzubau-en und "in silico" zu
analysieren – um so zu einem besseren Verständnis der Denkvorgänge zu
gelangen. Umgekehrt profitiert die Künstliche-Intelligenz-Forschung von
den Ergebnis-sen der Neurobiologen. Nicht von ungefähr lehnen sich
künstliche neuronale Netzwerke an Prozesse im Gehirn an.
Um das unglaublich komplexe Netzwerk in unseren Köpfen zu verstehen,
müssen sich auch unterschiedliche Disziplinen weiter vernetzen. Denn
auch wenn wir noch weit weg sind von einem Gesamtverständnis des
komplexen Wunderwerks Gehirn und es noch große Gräben zu überwinden gibt
zwischen der Nervenzelle und dem menschlichen Verhalten – die neuen
Technologien, die sich auf allen Ebenen durchsetzen, lassen vermuten,
dass eine neue, tief-greifende Epoche der Hirnforschung längst begonnen
hat.
Nota. - Wenn es so ist, dass neue Untersuchungsgeräte substanziell neue Fragestellungen ermöglichen, ist zu erwarten, dass sich die theoretische Perspektive verändert.* Es würde für die Forschung tatsächlich eine neue Ära beginnen. Eine Zwischenbilanz der bisher Er-reichten ist dann wohl erlaubt, auch wenn jeder Fachmann im Detail eine Menge nachzutra-gen und zu berichtigen hätte. Es geht nicht um eine Summe, sondern um ein Modell. Ob das hier Vorgetragene dem Stand der Forschung gerecht ist, kann aber auch nur ein Fach-mann beurteilen, ich also nicht.
*) Allein die obige Graphik mit den Dendriten reicht aus, um auch den Laien gegen die dogmatische Vorstellung von "Gehinregionen" skeptisch zu machen.
Aber die Concurrenz ist weit
entfernt blos diese historische Bedeutung zu haben oder blos dieß Negative
zu sein. Die freie Concurrenz ist die Beziehung des Capitals auf sich selbst
als ein andres Capital, d. h. das reelle Verhalten des Capitals als Capitals.
Die innern Gesetze des Capitals – die nur als Tendenzen in den historischen
Vorstufen sei-ner Entwicklung erscheinen – werden erst als Gesetze gesezt;
die auf das Capital gegründe-te Production sezt sich nur in ihren adaequaten
Formen, sofern und so weit sich die freie Concurrenz entwickelt, denn sie
ist die freie Entwicklung der auf das Capital gegründeten Productionsweise;
die freie Entwicklung seiner Bedingungen und seines als diese Bedingun-gen
beständig reproducirenden Processes.
Nicht die Individuen
sind frei gesezt
in der freien Concurrenz; sondern das Capital ist frei gesezt. So lange
die
auf dem Capital ruhnde Production die nothwendige, daher die
ange-messenste Form für die Entwicklung der gesellschaftlichen
Productivkraft,/wird durch beständige Reflection auf die von der freien Concurrenz niedergerißnen Schranken. [sic]
Die freie Concurrenz ist die reelle Entwicklung des
Capitals. Durch sie wird als äusserliche Nothwendigkeit für das einzelne
Capital gesezt, was der Natur des Capitals entspricht [,der] auf das Capital
gegründeten Producti- onsweise, was dem Begriff des Capitals entspricht. Der
wechselseitige Zwang, den in ihr die Capitalien auf einander, auf die Arbeit
etc ausü-ben (die Concurrenz der Arbeiter unter sich ist nur eine andre Form
der Concurrenz der Capitalien) ist die freie, zugleich reale Entwicklung des
Reichthums als Capital. _____________________________________________________ K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2,S. 533f. [MEW 42, S. 550 ]
Nota. -Erst mit der Entfaltung der Konkurrenz entwickelt sich der Tauschwert. Vorher gab es kein Wertgesetz: Es ist nur als Vektorensumme der allgemeinen Konkurrenz, und erst als Anhäufung von Werten hat der Reichtum sein Maß gefunden. JE, 26. 10. 16
Für das, was sich von selbst versteht, brauche ich keinen Begriff. Es
ist, und damit gut. Es sei denn, ich wollte gerade das kritisieren: dass
es sich von selbst versteht. Begriff ist Maß-stab der Überprüfung.
Im täglichen Leben ist er die Ausnahme. Denn ohne die Gewissheit, dass
das meiste sich von selbstversteht, brächte ich kaum mal 24 Stunden
über die Runden. Würde ich denganzenTagnurzweifeln,kämeichniezum Handeln. Denn nicht jede Hand-lung ist eine Haupt- und Staatsaktion, die
ihrer Letztbegründung bedarf. Das meiste ist ganz alltäglich.
•Juni 4, 2009 Daraus folgt zwanglos, dass das eigentlich produktive Denken
gar keine Begriffe braucht - es rauscht mir gewissermaßen wie ein Strom
bewegter Bilder durchs Gemüt. Da wird noch nicht gezweifelt, da ist
noch alles positiv. Erst wenn ich es festhalten und auf seine
Tauglich-keit - wozu?! - überprüfen will, kann ich Begriffe gebrauchen,
und vollends, wenn ich es einem andern mitteile. Der Begriff ist - vor
allem andern - ein Instrument der Kritik.
(Es ist nicht erwiesen,
dass die soeben aufgezeigte subtile Materie, vermittelst welcher die
bloße Gestalt im Raume wirken soll, von der oben abgeleiteten spezifisch
verschieden sei, sondern nur, dass der subtilen Materie diese beiden
Prädikate zukommen müssen. Das Letztere wäre erwiesen, wenn sich zeigen
ließe, dass die durch die bloße Gestalt zu modi-fizierende Materie gar
nicht unmittelbar durch die Bewegung des Organs erschüttert wer-den
könne, sondern für dieselbe fest und unwiderstehlich sei. Dieser Beweis
liegt nicht eigentlich auf unserem Wege, ich will ihn aber gleich mit
führen, um die Materien nicht zu sehr zu zerstreuen. - Die Gestalt der Person
außer mir muss für sie fortdauern, wenn sie sich selbst als die glei-che
vorkommen soll, und sie muss es aus eben dem Grunde für mich. Nun setze
man, dass wir in gegenseitiger Einwirkung auf ein- ander stünden durch
die zu erschütternde subtile Materie (mit einander sprächen), so wird
die Materie A sich unaufhörlich verändern, und ist sie das, worin unsere
Gestalten abgedruckt werden, so werden auch diese sich unaufhörlich für
uns verändern, welches der Voraussetzung, dass, nach unserer beider
Vorstellung, diesel-ben Personen in Wechselwirkung stehen müssen,
widerspricht.
Mithin muss die
Materie, in der unsere Gestalten abgedruckt sind, bei der beständigen
Be-wegung der Materie A unbeweglich und unerschütterlich, daher für unser
Organnichtmo-difikabel, mithindarineine von A unterschie-dene =B sein. Luft, Licht. (Die Erscheinun-gen im Lichte sind nur mittelbar durch uns zu modifizieren, indem die Gestalt selbst mo-difiziert werden kann.) _____________________________________________________________________ J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 76
Nota. -
Immerhin will er den pp. Geist nicht unmittelbar als solchen "wirken"
lassen, denn dann wäre die ganze Transzendentalphilosophie hinfällig.
Das historische Argument
steht ihm nicht zur Verfügung, und so ist das mindeste, was man von ihm
erwarten darf, dass er ersatzweise eine andere, spekulative Erklärung
versucht. Zur Übertragung von Bestimmun-gen durch symbolische Gestalten
bedarf es eines Mediums, nämlich eines materiellen (wenn auch subtilen und modifikablen).
Nota.Das
obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
Sie werden sich wundern, dass ich erst jetzt mit Hercules Seghers komme. Ich wundre mich selbst. Ich habe den Namen gelegentlich gelesen, aber nie ein Bild gesehen, das mir aufge-fallen wäre. Und nun, da er mir beim Stöbern über den Weg gelaufen ist, darf ich sagen: Es wäre mir aufgefallen!
Seghers ist anscheinend ein Geheimtipp, er hat in der deutschenWikipedia nicht einmal einen ordentlichen Eintrag, grad ein paar Zeilen - auf denen man immerhin erfährt, dass von ihm nur noch 10 Gemälde und 54 Druckplatten erhalten sind. Das reicht nicht, um einen unter den vielen Meistern des Goldenen Zeitalters zu Ruhm zu bringen, oder anders: Hätte er es beizeiten zu Ruhm gebracht, wäre mehr von seinen Sachen erhalten. Eher als Kunstliebhaber werden wohl Literaturfreunde von ihm gehört haben, denn ihn hat die Schriftstellerin Anna S. für ihr Pseudonym erwählt. Ich bin kein Literaturfreund und Kunsthistoriker schon gar nicht, ich habe eine Entschuldigung dafür, dass ich ihn erst jetzt gefunden habe.
Doch das habe ich; und erfahre, dass er von seinem beinahe-Zeitgenossen Samuel van Hoogstraten in dessen kunsthistorischem Pionierwerk Einführung in die Hohe Schule der Malkunst (1678) als ein verarmter, einsamer und unverstandener Romantiker vor der Zeit geschildert wurde.
Hoogstraten hat mehr Recht behalten, als er gewünscht haben mag. Das liegt nicht zuletzt daran, das Seghers' Blick auch als Maler in Öl auf Leinwand von seiner frühen Liebe für die Kaltnadelradierung geleitet war. Das machte ihn, wie Hoogstraten nicht ahnen konnte und kaum in seiner eignen Absicht lag, zu einem Vorläufer der modernen Kunst des 20. Jahr-hunderts.
Weite Felsenlandschaft, 97x54 cm
Gebirgige Landschaft, 97 x 54 cm
Flussstal mit Häusergruppe, 71cm x 87 cm
Flusstal
Landschaft mit einer Stadt am Fluss, 1627-29; 27 x 39 cm
Flusstal, 1626-30; 27 x 36 cm
Brüssel von NO, um 1625
Soweit ein paar Ölgemälde. Dass es Landschaften sind, haben Sie bemerkt. Dass es mal holländische und mal auch Phantasielandschaften sind, wird Ihnendann nicht entgangen sein. Doch darauf wird es ihm gar nicht angekommen sein, sondern darauf, dass es ein Sujet ist, an dem er seine Liebe exerzieren kann: den Kupferstich. Neben dem sehen, schon wegen der kleinen Formate, die Gemälde aus wie handwerkliche Vorstudien: