Freitag, 29. Januar 2021

Hercules Seghers.

Selbstbildnis, Radierung             zu Geschmackssachen

Sie werden sich wundern, dass ich erst jetzt mit Hercules Seghers komme. Ich wundre mich selbst. Ich habe den Namen gelegentlich gelesen, aber nie ein Bild gesehen, das mir aufge-fallen wäre. Und nun, da er mir beim Stöbern über den Weg gelaufen ist, darf ich sagen: Es wäre mir aufgefallen!

Seghers ist anscheinend ein Geheimtipp, er hat in der deutschen Wikipedia nicht einmal einen ordentlichen Eintrag, grad ein paar Zeilen - auf denen man immerhin erfährt, dass von ihm nur noch 10 Gemälde und 54 Druckplatten erhalten sind. Das reicht nicht, um einen unter den vielen Meistern des Goldenen Zeitalters zu Ruhm zu bringen, oder anders: Hätte er es beizeiten zu Ruhm gebracht, wäre mehr von seinen Sachen erhalten. Eher als Kunstliebhaber werden wohl Literaturfreunde von ihm gehört haben, denn ihn hat die Schriftstellerin Anna S. für ihr Pseudonym erwählt. Ich bin kein Literaturfreund und Kunsthistoriker schon gar nicht, ich habe eine Entschuldigung dafür, dass ich ihn erst jetzt gefunden habe.

Doch das habe ich; und erfahre, dass er von seinem beinahe-Zeitgenossen Samuel van Hoogstraten in dessen kunsthistorischem Pionierwerk Einführung in die Hohe Schule der Malkunst (1678) als ein verarmter, einsamer und unverstandener Romantiker vor der Zeit geschildert wurde. 

Hoogstraten hat mehr Recht behalten, als er gewünscht haben mag. Das liegt nicht zuletzt daran, das Seghers' Blick auch als Maler in Öl auf Leinwand von seiner frühen Liebe für die Kaltnadelradierung geleitet war. Das machte ihn, wie Hoogstraten nicht ahnen konnte und kaum in seiner eignen Absicht lag, zu einem Vorläufer der modernen Kunst des 20. Jahr-hunderts.

Weite Felsenlandschaft, 97x54 cm

 
Gebirgige Landschaft,
97 x 54 cm

Flussstal mit Häusergruppe, 71cm x 87 cm

Flusstal

Landschaft mit einer Stadt am Fluss, 1627-29; 27 x 39 cm


 Flusstal, 1626-30; 27 x 36 cm

Brüssel von NO, um 1625 

Soweit ein paar Ölgemälde. Dass es Landschaften sind, haben Sie bemerkt. Dass es mal holländische und mal auch Phantasielandschaften sind, wird Ihnen dann nicht entgangen sein. Doch darauf wird es ihm gar nicht angekommen sein, sondern darauf, dass es ein Sujet ist, an dem er seine Liebe exerzieren kann: den Kupferstich. Neben dem sehen, schon wegen der kleinen Formate, die Gemälde aus wie handwerkliche Vorstudien:

 











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