Donnerstag, 14. Januar 2021

Veronese.

 

Paolo Veronese, Jupiter verjagt die Laster [!] mit seinen Blitzen, um 1555                                                                     zu Geschmackssachen  

Ob Raffael den Kitsch erfunden hat, darf man, unter den gebotenen historischen Kautelen, in ästhetischer Hinsicht wohl fragen. Wer ihn erfunden hat, mag noch in kindlicher Un-schuld gespielt haben. Die ihm im breiten Publikum einen festen Platz geschaffen haben, können sich auf Arglosigkeit nicht rausreden, sie wussten bereits, was sie taten.

Dem italienischen Manierismus wird manches Verdienst um die moderne Kunstauffassung nachgesagt. Doch um die Salonfähigkeit des Kitschs hat er sich nicht minder verdient ge-macht: Ich rede vom Raffael'schen Streben nach dem Effekt. Das war unter ihren ästheti-sche Motiven offensichtlich das dringendste. 

Die Hochburg des Manierismus war Venedig, ihr triumvirales Herrschergestirn waren Tintoretto, Tizian und Paolo Veronese. Letzterer war ihr maßvollster. Umso unbefangener zeigt er, worum es geht: Das Obige ist nicht erhebend erhaben, nicht rührend, nicht auf-reizend, nichr verlockend und nicht zu betrachtender Einkehr verleitend; es ist, horribile dictu, interessant. Das ist das Schlimmste, was man über ein zeitgenössisches Kunstwerk sagen kann. Aber damals wars noch neu, da wussten sie's noch nicht.

 

 

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