Donnerstag, 18. November 2021

Die Natur hat keine Zwecke.

luise, pixelio.de             aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Es liegt uns daran, dass man von der Absolutheit des Naturtriebes sich überzeuge. Jedes organisierte Naturprodukt ist sein eigener Zweck, d. h. es bildet, schlechthin um zu bilden, und bildet so, schlechthin um so zu bilden. Es soll damit nicht bloß gesagt werden: das ver-nunftlose Naturprodukt denkt sich keinen Zweck außer ihm; das versteht sich ganz von selbst, da es ja überhaupt nicht denkt: sondern auch, ein intelligenter Beobachter desselben kann ihm keinen äußeren Zweck beilegen, ohne inkonsequent zu sein und völlig unrichtig zu erklären. Es gibt nur einer innere, keines/weges eine relative Zweckmäßigkeit der Natur. Die letztere entsteht erst durch die beliebigen Zwecke, die ein freies Wesen in den Natur-dingen sich zu setzen und zum Teil auch auszuführen vermag.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, System der Sittenlehre, SW IV, S. 128f.

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen