aus Spektrum.de zuJochen Ebmeiers Realien;
Beim
ersten Eindruck spielen die individuellen Eigenheiten der Betrachter
eine größere Rolle als ihre geografische Heimat. Das ergab eine Analyse
von Daten aus 57 Ländern, die ein Team um den Psychologen Neil Hester
von der McGill University in »Psychological Science« veröffentlicht hat.
Das Team hatte Daten von mehr als 11 000 Menschen vorliegen – insgesamt 2,5 Millionen Urteile, die aus einer internationalen Zusammenarbeit von 117 Forschungslaboren stammten. Die mehrheitlich studentischen Versuchspersonen kamen aus 45 Ländern unter anderem in Afrika und Südostasien, Nord-, Süd- und Mittelamerika, West- und Osteuropa, Großbritannien und Skandinavien. Alle bekamen 120 Porträtfotos vorgelegt und sollten angeben, wie die Gesichter auf sie wirkten: attraktiv, intelligent, vertrauenswürdig? 13 Eigenschaften gab es zu bewerten, jedes Bild zweimal.
Im Mittel über alle Eigenschaften ließen sich
die Unterschiede in den Urteilen zu knapp 20 Prozent allein auf
individuelle Unterschiede zwischen den Betrachtern zurückführen.
16 Prozent gingen auf das Konto der objektiven Merkmale des Gesichts.
Dazu gab es Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Einflüssen. Der
Einfluss von Heimatland und -region (wie Westeuropa) machten zusammen
nur rund 3 Prozent aus. Ob auf den Bildern Männer oder Frauen, Schwarze
oder Weiße, Latinos oder Asiaten zu sehen waren, änderte nichts: Auch
für Urteile über Gesichter von Subgruppen spielten Herkunftsland oder
-region keine große Rolle. Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum Kompakt: Sieh mich an – Was unser Gesicht verrät
Die Versuchspersonen waren zwar überwiegend Studierende; deshalb habe die Stichprobe womöglich Teile der kulturellen Unterschiede nicht abgebildet, räumen die Autoren ein. Sie halten es dennoch für unwahrscheinlich, dass auf diese Weise größere kulturelle Effekte überdeckt wurden. Was die Studie allerdings nicht erfasst habe, seien regionale Unterschiede innerhalb eines Landes sowie kulturelle Merkmale, die sich nicht in der Nationalität spiegelten.
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