Dienstag, 9. November 2021

Verzeichnen und begreifen.

                                                                   aus Philosophierungen;

Es liegt auf der Hand, daß weder Dinge an sich miteinander im Verhältnisse von Ursache und Wirkung stehen können noch Erscheinung mit Erscheinung: womit sich ergibt, daß der Begriff »Ursache und Wirkung« innerhalb einer Philosophie, die an Dinge an sich und an Erscheinungen glaubt, nicht anwendbar ist. Die Fehler Kants –

Tatsächlich stammt der Begriff »Ursache und Wirkung«, psychologisch nachgerechnet, nur aus einer Denkweise, die immer und überall Wille auf Wille wirkend glaubt, – die nur an Le-bendiges glaubt und im Grunde nur an »Seelen« (und nicht an Dinge). Innerhalb der mecha-nistischen Weltbetrachtung (welche Logik ist und deren Anwendung auf Raum und Zeit) re-duziert sich jener Begriff auf die mathematische Formel – mit der, wie man immer wieder unterstreichen muß, niemals etwas begriffen, wohl aber etwas bezeichnet, verzeichnet wird.
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Nietzsche, Aus dem Nachlass (XII)



Nota I. - Das ist fein beobachtet: dass auch das mathematische Weltbild insgeheim den Wil-len und den Handelnden impliziert. Denn noch die simpelste mathematische Gleichung vollzieht sich ja nicht von allein. Die Operation setzt einen voraus, der operiert. Das wird durch die dürren Zeichen lediglich verdeckt. Die Mathematik beschreibt nicht, was ist, son-dern was getan werden kann.
 31. 12. 18

Nota II. - Nachdem ich Wittgenstein auf diesen Seiten mehrmals die Ehre erwiesen habe, soll auch jener andere große Aphoristiker zu Worte kommen, der sich als Philosophen miss-verstanden hat - und dann doch wieder nicht so recht.
JE




Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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