Samstag, 17. Oktober 2020

Albrecht Altdorfer im Louvre.

 
aus  ART IN WORDS                                                   Die Anbetung der Könige, 1530/35
zu Geschmackssachen
Deutscher Renaissance-Meister aus Regensburg

Der bedeutende deutsche Künstler des 16. Jahrhunderts, Albrecht Altdorfer (um 1480–1538), Maler, Zeichner und Kupferstecher in Regensburg, ist weniger bekannt als andere Meister seiner Generation wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach oder Hans Baldung Grien. Die Ausstellunge des Louvre – coronabedingt auf Oktober 2020 verschoben, stellt erstmals für das französische Publikum Altdorfers Werke in den Kontext der deutschen Renaissance. Zweifellos stand Albrecht Altdorfer humanistischen Kreisen nahe. Sein kunst-historischer Stellenwert bemisst sich vor allem durch seine originellen Erfindungen im Be-reich formaler und ikonografischer Lösungen. Damit reagierte er bewusst auf zeitgenössi-sche Neuerungen in Italien und den deutschsprachigen Ländern.

In Paris sind nahezu 200 Werke – Gemälde, Zeichnungen, Stiche, Skulpturen und Kunst-werke – zu sehen. Der Rundgang ist chronologisch angelegt. Zu den Themenabschnitten gehören die Großaufträge des Kaisers Maximilian sowie Altdorfers Entwürfe für Gold-schmiede, seine Landschaftsauffassung und Architekturdarstellungen, da Altdorfer in diesen Genres Pionierarbeit geleistet hat.

Woher kommt Albrecht Altdorfer?

Das erste Kapitel zeichnet den Stil von Altdorfers Jugendjahren nach. Der etwa 1480 geborene Künstler ist erstmals 1506 nachweisbar. Die frühen Werke entstanden ungefähr zwischen 1506 und 1512. Es ist wenig über die Ausbildung und Herkunft von Altdorfer bekannt. Von größter Bedeutung für seine frühe Entwicklung waren Druckgrafiken, die ihn über die Leistungen seiner deutschen Zeitgenossen Dürer und Cranach informierten. Offensichtlich setzte er sich mit diesen Künstlern in Konkurrenz. Gleichzeitig ließ er sich aber auch von italienischen Künstlern des Quattrocento inspirieren. Besonders wichtig war für ihn Andrea Mantegna (wie auch für Dürer). Altdorfers Hell-Dunkel-Zeichnungen aus diesen Jahren zeigen seine große Ausdrucksfähigkeit.

Reife Werke

Die künstlerische Reife von Altdorfer liegt zwischen 1512 und 1520. Die Bekanntheit des Künstlers ist seit 1512 nachweisbar, wie die erfindungsreiche Serie „Sündenfall und der Erlösung der Menschheit“ zeigt: 40 Holzschnitte von nur 7 x 5 cm Größe, deren künstle-risches Vermögen unmittelbar und beeindruckend ist. Diese druckgrafische Serie diente Altdorfer als experimentelles Labor, um seinen Stil weiterzuentwickeln. Vor allem bei der Behandlung von Landschaft und Perspektive wurde seine Handschrift dynamischer. Gleichzeitig stieg Altdorfer in den Rang der offiziellen Künstler des Kaisers Maximilian I. Albrecht Altdorfer beteiligte sich an den kaiserlichen Aufträgen, denen in der Louvre-Ausstellung ein vollständiger Abschnitt gewidmet sind: das Gebetbuch von Kaiser Maximilian (Besançon und München), den Holzschnitten für den Triumphbogen und die Miniaturen und Stiche des Triumphzugs (→ Der Triumphzug von Kaiser Maximilian I.).

Parallel zum Abschluss dieser prestigeträchtigen Aufträge arbeitete Albrecht Altdorfer an großen Erzählzyklen, die dem Leben und der Passion Christi und der Legende des Heiligen Florian gewidmet sind. Diese Gemälde markieren einen ersten Höhepunkt seiner Karriere als Maler.

Malerisches Spätwerk

Im letzten Abschnitt der Altdorfer-Ausstellung ist dem Ende seiner Karriere gewidmet (um 1522–1538). Altdorfer erhielt weiterhin vom bayerischen Hof, während er weiterhin für das Patriziat Regensburg arbeitete. Er widmete sich hauptsächlich der Malerei, wobei er sich neue Genres (Porträts, Allegorien, große Altarbilder) erarbeitete und sich weiterhin von den Neuheiten seiner Zeit inspirieren ließ. Seit etwa 1522 gibt es Altdorfers erste signierte Land-schaftszeichnungen und -gemälde.

Während dieser Reise durch Altdorfers Biografie heben mehrere thematische Abschnitte die Besonderheiten seiner Kunst hervor. Der erste ist der Ornamentik und Goldschmiede-kunst gewidmet, denen er zahlreiche Drucke (23 Radierungen) widmete, die zusammen mit zeitgenössischen Kelchen präsentiert werden. Weitere Themenschwerpunkte sind der Land-schaft und Architektur, Genres, in denen Altdorfer Innovationen hervorbrachte, gewidmet. Albrecht Altdorfer war einer der ersten Künstler, der realistische Landschaften und Innen-räume von Kirchen in seinen Bildern darstellte. Das verbindet ihn mit seinem Zeitgenossen Wolf Huber, der in der Nähe in Passau lebte, und wie Altdorfer an diesem Thema arbeitete. 

Kuratiert von Hélène Grollemund, Sammlungsleiterin in der Abteilung Grafik, Louvre-Museum; Séverine Lepape, Direktorin des Cluny Museum-Nationalmuseums des Mittelalters; Olivia Savatier Sjöholm, Kuratorin in der Abteilung Grafik, Louvre.

Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Albertina organisiert.
Quelle: Louvre, Paris

Nota. - Hätte ich beizeiten an Althofer gedacht, hätte ich meine jüngsten Mutmaßungen über die nördliche Renaissance vielleicht mehr im Konjunktiv gehalten. Bei Althofer er-kennt man - er kenne ich, richtiger gesagt - selbst in der Graphik kaum noch Gotisches, etwa das Kleid des Engels in der Verkündigung, (oben). Seine Malerei ist nicht nur italie-nisch gedacht, sondern schon italienisch gesehen. Dass er sich anscheinend als erster der Landschaftsmalerei als einem besonderen Genre zugewandt hat, wäre anders vielleicht nicht möglich gewesen - und es war vor den Carraccis!
 
Dies ist der passende Platz für eine Bemerkung, die ich längst mal machen wollte: Sollten Sie den Eindruck gehabt haben, viele meiner Einträge dienten vor allem dem Zweck, mich selbst zu belehren und seien nur beiläufig Illustrationen zum Thema Ästhetik und Philoso-phie, dann haben Sie mich ganz durchschaut. Manches war ja vorher schon auf Notizzet-teln, aber wie der Künstler braucht der Philosophierer Zeugen für seine Produktionen; in der Ablage geraten sie selbst dem Verfasser in Vergessenheit.
JE
 

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