aus Marxiana
„Erst unter Friedrich
II wurde für die meisten Provinzen des Königsreichs Preussen den
Unterthanen (Bauern) die Erblichkeit und das Eigenthumsrecht gesichert.
Und diese Ver-ordnung half dazu, ein Leiden des
Landvolks zu enden, welches das Land zu entvölkern drohte. Denn grade
im vorigen (18.) Jahrhundert, seit die Gutsherrn darauf bedacht waren, den
Ertrag ihrer Wirthschaft zu steigern, fanden sie vortheilhaft, einzelne ihrer Unterthanen auszu-treiben und die Bauernäcker zum Herrengut zu schlagen.
Die
ausgetriebenen Leute verfielen als heimatlose Leute dem Elend; den
übrigen Unter-thanen aber wurden dadurch die Lasten vollends unerträglich
gemacht, denn ihnen wurde jetzt von den Gutsherren zugemuthet, auch
noch
die frühren Bauernäcker zu bestellen, deren Besitzer sonst durch ihre
Arbeit die Bestellung des Herrenguts erleichtert hatten. Dieß „Bauernlegen“
war im östlichen Deutschland besonders arg geworden.
Als F. II Schlesien eroberte, waren dort viele 1000 Bauerngüter ohne Wirthe; die Hütten lagen
in Trümmern, die Aecker waren in den Händen der Gutsherren. Alle eingezognen Stellen muß-ten wieder aufgebaut, mit Wirthen besetzt, mit Vieh
und Geräthe ausgestattet und als erbli-cher und eigenthümlicher Besitz an
Landbauern ausgegeben werden. Auf Rügen verursach-te derselbe Mißbrauch noch in der Jugend von Moritz Arndt Aufstände des Landvolks,
Sol-daten wurden entsendet, Aufrührer eingekerkert; dafür suchten die
Bauern Rache, sie lau-erten einzelnen Edelleuten auf und erschlugen sie.
Ebenso war in Kursachsen noch 1790 derselbe Mißbrauch eine Ursache der
Empörung.“ (G. Freytag.)
Es zeigte sich hier recht was es mit den feudalen Nobelgefühlen auf sich
hatte!
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K. Marx, Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 135
Nota. - Schon das Kommunistische Manifest hatte dem "feudalen Sozialismus" ein kurzes Ka-pitel gewidmet, und die letzte politisch-ökonomische Arbeit von Marx galt Adolf Wagner,
dem professoralen Herold des "Staatssozialismus" des
Großgrundbesitzers Karl Rodber-tus. Dabei wäre ohne die unproduktive
Geldgier der adeligen Grundherren an eine "ur-sprüngliche Akkumulation" nicht zu denken gewesen, wie Marx seit den Grundrissen immer wieder hervorhebt.
Zu bemerken übrigens,
dass Friedrich II. schon aus landesherrlichen und merkantilistischen
Motiven dem grundbesitzenden Adel nicht ganz so willfährig war, wie
Franz Mehring es immer wieder dargestellt hat. Nicht nur hat er ihn
politisch kaltgestellt, sondern hat auch wirtschaftlich gegen seine
Interessen verstoßen, wo es die Staatsräson gebot.
JE, 29. 9. 18
Nota - Das
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