oliver moor, pixelio.de aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik.
Fichte will gar nicht
erklären, auf welchem Weg ein individuelles Ich zu seinem so oder an-ders
gearteten Bewusstsein kommt. Er will erklären, warum, wie und
inwiefern Vernunft in einer Gesellschaft, sei es als Realität, sei es als Postulat, zur Herrschaft kommt.
"Aufforderung" zur Vernüftigkeit ist deren Bedingung; nicht
historisch und kausal, indem 1. das Ich sich setzt, 2. sich ein
Nichtich entgegensetzt, um sich 3. diesem entgegenzusetzen, und dann
immer so weiter bis an den Punkt, wo dann die Aufforderung geschieht;
sondern logisch und systemisch: 1., 2., 3. und alle weiteren Schritte
fänden gar nicht erst statt, wenn die Aufforderung nicht erginge. –
Denn die Aufforderung ergeht nicht individuell von dir an mich. Die Aufforderung ergeht durch die Begegnung mit einer "Reihe vernünftiger Wesen", in die ich hineingeboren wur-de. Vernunft als herrschender Zustand ist
den individuellen Ichs vorausgesetzt. Sie muss nicht mehr entstehen
durch den verallgemeinernden Verkehr der sich verständigenden
Individu-en, sondern ist als apriorische 'Systemeigenschaft' der
bürgerlichen Welt schon gegeben. (Erst) das bürgerliche Individuum ist a priori Anteilnehmer einer Gesellschaft.
Die Wissenschaftslehre ist die Vollendung der Kant'schen Vernunftkritik. Der geschicht-liche Bericht, wie es zu diesem herrschenden Zustand gekommen ist, fällt nicht in ihre Ver-antwortung, er ist eine Sache der historischen Realwissenschaften.
Nachtrag.
Das / Bewußtsein ist also von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren.
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