Es gilt als ein Hauptunterschied des fixen und des circulirenden Capitals, daß das letztre beständige Metamorphosen durchläuft, das erstre
nicht. Dieser Unterschied ist hier näher zu untersuchen.
Erstens:
So weit beide Product sind und Waare, machen sie beide dieselbe Metamorphose durch. Sie werden von ihren Producenten verkauft
und die zu ihrer Reproduction nöthigen Elemente werden mit dem aus
ihrem Verkauf gelösten Gelde, wieder gekauft. Dieß ist die eigentliche,
formelle Metamorphose des Capitals, die bei- den gemeinsam ist.
Zweitens: Sobald aber das Product, das seiner Bestimmung und seinem
Gebrauchswerth nach, als Arbeitsmittel, die stoffliche Gestalt des
fixen Capitals bildet, als solches in den Productionsproceß eingegangen,
und als
solches functionirt, fährt es fort in dieser bestimm-ten Gestalt und
Anwendungsart vernutzt zu werden, (mit gleich zu erwähnenden
Modifica-tionen)
und nur sein Werth wird von dem Product, in dessen Production es
assistirt,
circu-lirt. Dagegen wird das Product selbst, der Träger des circulirenden
Capitals, aus dem Pro-ductionsproceß abgestossen und geht über in die
Circulationssphäre, worin es die Hände wechselt und entweder als
Consumtionsmittel in den Consumtionsfonds übergeht oder als Rohmaterial, matière
instrumentale, unfertiges Fabrikat auf einer beliebigen Stufe, das
auch als /
Arbeitsmittel in den Productionsproceß eintritt, als Element des productiven Capitals functionirt.
Während das fixe
Capital, als permanent fortfunctionirender Bestandtheil des productiven Capitals physisch in der
Hand des industriellen Capitalisten bleibt (was nicht hindert, daß
Capitalist A durch Capitalist B ersetzt wird, der Eigenthümerwechsel am
fixen
Capital än-dert nichts an dieser seiner Bestimmtheit), muß das circulirende
Capital in der Form des Waarencapitals veräussert werden etc. Indeß,
wenn
der Proceß continuirlich ist, der Produc-tionsproceß sich zugleich als
fortlaufender Reproductionsproceß darstellen soll, ist der Wechsel auch
ein
monotoner. Es bezieht sich dieß auf die reelle Metamorphose, die das
Capital durchläuft. In der Form des fertigen Products wird es Waare, und als
solche in die Circulationssphäre geworfen; aber, nach seiner formellen
Verwandlung in Geld, tauscht es sich wieder aus gegen, verwandelt es
sich wieder in seine ursprünglichen Productions- oder
Existenzelemente.
Das Garn
verwandelt sich wieder in seine Bestandtheile Baumwolle, Kohle, Spindel
etc. Die ganze Metamorphose löst sich also auf in Vereinigung der
Productionselemente zum Pro-duct und in die Wiederverwandlung des
Products in
dieselben (der Art nach) Productions-elemente, so daß das besondre
circulirende Capital, ganz wie das fixe Capital, sich stets in derselben
Form im Productionsproceß befindet: nur daß diese Continuität derselben
Exi-stenzform
innerhalb des Productionsprocesses vermittelt ist durch den beständigen
Aus-tausch zwischen dem Product und den Elementen des Products, während
mit Bezug auf das fixe Capital, während der ganzen Dauer seiner
Reproductionsperiode, keine solche Vermittlung stattfindet.
Drittens: Seiner stofflichen Gestalt nach betrachtet, als Gebrauchswerth,
ist dasselbe Roh-material, Eisen, Getreide, Pflanzenstoffe, Holz etc sehr
verschiedner Nutzanwendung fähig. Dasselbe gilt von dem größten Theil
der matières instrumentales; z. B. Kohle, Gas, Talg etc können in ganz verschiednen Productionsprocessen die- nen
u. s. w. Mit denselben Nah-rungsstoffen können Thiere verschiedner Art
gefüttert und Arbeiter aller Arten
in Bewe-gung gesetzt werden. Die stofflichen Träger des circulirenden
Capitals können also mehr oder minder zu sehr mannigfaltigen
Productionsprocessen dienen und so sich in verschied-ne Form von
productivem Capital
(oder auch mehr dieselbe von verschiednen Elementen des
Consumtionsfonds) verwandeln. Von den unferti- gen Fabrikaten,
Halbfabrikaten u. s. f.
gilt dieß in mindrem Grad, und nur theilweise. So weit sie
transportirbar
sind, und nicht lokal weiter verwerthet werden müssen, können sie aber
ins
Ausland geschickt und gegen andre Producte ausgetauscht, daher in eine
Gestalt verwandelt werden, die mit ihrer eignen Bestimmung nichts ge-
mein hat, was bei einem grossen Theil des fixen Capitals unmöglich ist.
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K. Marx, Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 282f.
Nota. - Die Zirkulation des Kapitals bedeutet den Stellenwechsel einer Wert größe, die immer einem bestimmten Gebrauchswert
entspricht, im Prozess der materiellen Produk-tion. Nicht gemeint ist
der eventuelle Wechsel des Eigentümers, der real keine Rolle spielt.
JE, 22. 10. 18
Freitag, 30. Oktober 2020
Wie zirkuliert Kapital?
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