hansnatur aus Wissenschaftslehre: die fast vollendete Vernunftkritik
Ich bin mir bewusst von der
Vorstellung von irgendetwas, das weiß ich, nun behaupte ich: Dieser
Vorstellung entspricht ein Ding, das da sein würde, wenn ich auch die
Vorstellung davon nicht haben würde.
Nun ist der Zusammenhang zwischen der Vorstellung und dem Ding auch nur eine Vor-stellung auch in mir [sic].
Nun aber behaupten wir nicht nur, dass wir Vorstellungen haben, sondern
dass diesen Vorstellungen auch Dinge außer ihnen entsprächen; sonach
wäre die Vorstellung von dem Zusammenhange beider eine notwendige
Vorstel-/lung. Also
es geht schon hier eine Verknüpfung vor; ob wir und schon der Handlung
des Verknüpfens nicht bewusst sind, so ist es doch notwendig.
Dies Verfahren, dass ich nämlich von der Vorstellung zu der Vorstellung übergehe, dass Dinge wirklich existierend da sind, ist notwendig; alle Vernunftwesen verfahren so.
Also es gibt in den denkenden Wesen
notwendige Vorstellungen. Die Philosophie fragt nun nach den Gründen
dieser notwendigen Vorstellungen der Intelligenz.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 11f.
Nota. - Wem Fichte noch neu ist, der wird überrascht sein: Es geht der Transzendentalphi-losophie nicht darum, die Falschheit der Vorstellung von einer wirklichen Welt zu demon-strieren, sondern, im Gegenteil, ihre Notwendigkeit. (Außerdem handelt sie nicht von förm-lichen Konstruktionen aus Begriffen, sondern von dem, was sie erfassen: der materialen Entwicklung von Vorstellungen.)
JE, 23. 3. 15
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