
Dies zu wissen ist nicht not.
______________________________________________________________________Meister Eckhart, Deutsche Predigt 52, (Schlusssatz)
Nota. - Seine deutschsprachigen Predigten hielt Eckhart öffentlich und vor theologischen Laien - zu Klerikern sprach er lateinisch. Gelegentlich ging er aber weit über religiöse Er-bauungen fürs tägliche Leben hinaus und trug Gedanken vor, die ihm später den Ruf eines Mystikers eintrugen. Dies war einer der Hauptvorwürfe, die ihm der Papst in Avignon dann gemacht hat - zu Menschen gesprochen zu haben, die seinen Vortrag nicht ermessen konn-ten. Obiger Schlusssatz zur 52. Predigt klingt wie ein vorbeugender Disclaimer.
Es wurden manche thematischen Anklänge zwischen Eckharts deutscher Lehre und der Philosophie Fichtes bemerkt. Doch darum zitiere ich Eckhart hier nicht, sondern aus meta-doktrinalen Gründen: Die Wissenschaftslehre hat nicht den Zweck, ins tägliche Leben ein-zugreifen und praktische Stellungnahme zu ermöglichen. Sie ist Belehrung für Wissenschaft-ler, die sie zu unermüdlicher Kritizität ermahnt: "Für die theoretische Philosophie, Erkennt-nis der Sinnenwelt, Naturwissenschaft ist sie regulativ. Sie zeigt, was man von der Natur fra-gen müsse." Ins Leben wirkt sie nurmittelbar: "Ihr Einfluß auf die Gesinnung des Menschen-geschlechts überhaupt ist, daß sie ihnen Kraft, Mut und Selbstvertrauen beibringt, indem sie zeigt, daß sie und ihr ganzes Schicksal lediglich von sich selbst abhängen; indem sie den Men-schen auf seine eignen Füße stellt." Doch wer in der kritischen Philosophie nach zweckvol-len Lehren und Lösungen für reale Probleme sucht, dem sagt auch sie kühl und trocken: Dies zu wissen ist nicht not.
Nota.
Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden.
Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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