Donnerstag, 2. September 2021

Übers Ziel hinaus...

depositphotos                                                         zuJochen Ebmeiers Realien, zu Philosophierungen

Die Natur veschwendet nichts, lautet eine gängige Plattitüde; so als ob sie ein sparsamer Spießer wäre wie du und ich, allezeit ihre Kosten-Nutzen-Rechnung nicht im Geiste, son-dern schon im Rückenmark mit sich führend. Dagegen hat der Schweizer Zoologe Adolf Portmann den Begriff der Hypertelie in die Biologie eingeführt, die Tendenz von Organis-men, sich "über das Ziel hinaus" zu entwickeln und Formen auszubilden, die unter den gegebenen Lebensumständen dem Organismus keinerlei Erhaltungsvorteil verschaffen; einen allgemein luxurierenden Grundzug des Lebens. 

Das zu erklärende Phänomen wäre daher nicht diese oder jene Fähigkeit dieser oder jener Spezies, deren Voraussetzung phylogenetisch längt gegeben war, sondern der Umstand, dass sie bei der einen Art verwirk- licht und weiterentwickelt wurde, während sie bei einer ande-ren brach liegenblieb. Und die Erklärung ist eben in den Umständen zu finden, die - mehr oder minder 'zufällig' - die Situationen vermehren, in denen die Fähigkeit herausgefordert wird, in denen die Individuen "damit was anfangen können" und dies Anfangen in der Spe-zies schließlich habituell wird.Und was auf freier Wildbahn natürlich geschehen müsste, wird in den Forschungsstationen der Verhaltens- biologen künstlich nachgeahmt...

aus einem Kommentar, 5. 1. 15

 

Man könnte sogar mutmaßen, dass es sich bei den Mutationen, ohne deren Auslese eine Evolution ja nicht denkbar ist, gar nicht um reparaturbedürftige Fehler handelt, sondern um eine Resevatio mentalis der Natur, die sich hier ein Korrektiv gegen ihre routinierte Be-schränktheit selber eingebaut hat.

Dazu müsste man ihr ein intelligentes Design alledings ebeno zuschreiben wie beim sparsamen Haushälter, nur eben ein weniger borniertes.

 

 

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