Freitag, 3. September 2021

Was ist ein Ding?

                                            zu Philosophierungen; zu  Geschmackssachen

Wir nehmen keine Erscheinungen wahr, wir nehmen keine Bedeutungen wahr. Wir nehmen Dinge wahr. 

Was ist ein Ding?
Eine Erscheinung, die etwas bedeutet.

Die Unterscheidung geschieht nicht in der Anschauung, sondern in der Reflexion. Wahr-nehmung ist das Ergebnis von beidem.


aus e. Notizbuch, im Frühjahr 09


Nota I. - Das müsste ich heute subtiler formulieren. Ein Ding nehmen wir zunächst nicht wahr; zunächst nehmen wir nur wahr, dass mindestens eine unserer sinnlichen Empfin-dungen auf etwas stößt, das ihr gewissermaßen 'entgegentritt'; ein Etwas. Dass es ein Ding - ein Ding - ist, stammt schon nicht mehr aus dem sinnlich Erfahre- nen, sondern ist eine Sinndeutung, die ein wollendes Bewusstsein hinzugefügt hat. Wollend ist das Bewusstsein zumindest insoweit, als es auf das Etwas, das gemeint ist, absieht; andernfalls könnte es nichts wissen wollen. Das wollende Bewusstsein muss die Sinnzuschreibungen, die es vor-nimmt, allezeit überprüfen, nämlich praktisch: in- dem sie die Absicht, in deren Verfolgung sie den Sinn entworfen hat, wirklich ausführt; und es wird sich zeigen, ob sie ausführbar war.

Da der Sinn etwas ist, das erst durch Ausführung realisierbar wird, nennen wir ihn landläu-fig einen Zweck. 
11. 2. 19

Nota II. - Wahrnehmung ist genauso wenig originär wie Ding: Beide sind Komposita. Zum Ding wird ein Etwas nicht schon durch Sinnesreize, die ich fühle, wenn ich mit ihm in Be-rührung komme, sondern durch einen synthetisierenden Akt, der bereits Reflexion ist: näm-lich durch Anschauen, das ohne die Versuchung zu bestimmen, zu begreifen, unmittelbar nicht möglich ist. 

Doch in einer Lebenswelt, in der das Reflektieren längst zu einem unwillkürlichen Habitus verselbstständigt ist, habe ich zu mir selbst genügend Abstand, um vom Begreifenwollen absichtsvoll abzusehen (sic) und mich zum absichtslosen ästhetischen Betrachten zusam-menzunehmen. 

Das ist nicht die originäre Anschauung meiner Gefühlslage wie oben, sondern ein Imitat auf höherer Ebene: Schillers ästhetischer Zustand. Im ästhetischen Zustand geht das Ding in seinem bloßen Schein unter: Dass ich damit was anfangen könnte, wenn ich wollte, kann ich vergessen, wenn ich will.

JE,

 

 

Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.  JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen