meinetapete zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Wie
ist es nun möglich, dass das Ich vor allem Handelns voraus eine
Erkenntnis der Hand-lungsmöglichkeiten habe? Es gehört für diese
Handlungsmöglichkeiten ein Positives des Man-/nigfaltigen,
wodurch das Mannigfaltige erst würde, und das nicht weiter zergliedert
werden könnte, und dass es Grundeigenschaften geben müsse; das Gefühl
ist eins, es ist Bestimmtheit, Beschränktheit des ganzen Ich, über die
es nicht hinausgehen kann. Es ist die letzte Grenze, es kann sonach
nicht weiter zergliedert und zusammengesetzt werden, das Gefühl ist
schlechthin, was es ist und weil es ist. Das durch das Gefühl Gegebene
ist die Bedingung alles Handelns des Ich; die Sphäre, aber nicht das
Objekt.
Die Darstellung des Gefühls in der Sinnenwelt ist das Fühlbare und wird
gesetzt als Ma-terie. Ich kann keine Materie hervorbringen oder
vernichten, ich kann nicht machen, dass sie mich anders affiziere, als
sie ihrer Natur nach tut. Entfernen oder annähern kann ich sie wohl. Das
Positive soll Mannigfaltigkeit sein. Es müsste also mannigfaltige
Gefühle geben, oder der Trieb müsste auf mannigfaltige Art affizierbar
sei; welches man auch so ausdrük-ken könnte: Es gibt mehrere Triebe im
Ich.
Diese Mannigfaltigkeit der Gefühle ist nicht zu deduzieren oder aus
einem Höheren abzu-leiten, denn wir stehen hier an der Grenze. Dieses
Mannigfaltige ist mit dem Postulate der Freiheit postuliert; hinterher
wohl wird dieses Mannigfaltige im Triebe sich zeigen als Na-turtrieb und
wird aus der Natur erklärt werden; aber die Natur wird erst selbst
zufolge des Gefühls gesetzt.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 68f.
NotaI. - Das Gefühl ist die Grenze; auf der einen Seite beginnt das Ich, auf der andern die empirische Person.(Sie verstehn mich schon: Das ist eine Metapher.) 18. 1. 16
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