librileo zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Beim ersten Schritte, den wir in der Wissenschaftslehre taten, war es
uns darum zu tun, dass das Ich nur durch Tätigkeit charakterisiert würde, und
wie dies geschähe. ... Es wurde auf das
Zustandekommen des Begriffs vom Ich achtgegeben und auf nichts anderes.
Diese
Einschränkung wurde bemerkt, und nur in dieser Bemerkung wurde man sich der
Tä-tigkeit bewusst. Dieses Abziehen von jedem möglichen anderen Gegenstande und
Hinrich-tung auf ein Bestimmtes war eben diese Tätigkeit. So lässt sich alles Handeln denken
als ein Einschränken in eine gewisse Sphäre. Alles Bewusstsein der
Selbsttätigkeit ist ein Bewusst-sein unseres Einschränkens unserer
Tätigkeit. Nun kann ich mich nicht anschauen als be-schränkend, ohne ein
Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit mit zu setzen, also ohne die Unbestimmt- heit zu setzen und dem
Bestimmten entgegenzusetzen. Auf die-sen Punkt kommt Vieles an.
Das Bestimmte, auf das Denken des
Ich Beschränkte wird als Tätigkeit gesetzt und kommt als solches zum
Bewusstsein, mithin kommt auch das Unbestimmte nur durch Tätigkeit zum
Bewusstsein, welches wir, weil es in Beziehung auf das Bestimmtsein und
mit ihm zu-gleich gesetzt wird, das Bestimm-/bare
nennen wollen. Nach dem Obigen ist Tätigkeit nicht ohne Ruhe
anschaubar, aber Tätigkeit ist nicht anschaubar, außer als bestimmte,
aber der Begriff einer bestimmten Tätigkeit ist nicht möglich ohne das
Anschauen eines Bestimm-baren.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 35f.
Nota I. - Ausgangspunkt ist, dass ein Begriff des Ich zustandekommt; und dass er nur durch Tätigkeit zustandekommen konnte.
Tätigkeit ist - als das Material, aus dem das Ich sich setzen soll - noch ohne alle weitere Be-stimmung. Um diese Tätigkeit zu werden, muss sie sich gegen etwas - oder sich etwas ent-gegensetzen; und das heißt, die eben noch unbestimmte und insofern unendliche Tätigkeit muss sich einschränken. Sie
wird durch das Objekt nur eingeschränkt, soweit sie auf das Ob-jekt
gegangen ist; Einschränkung ist immer auch Selbsteinschränkung. Angeschaut wird und zum Bewusstsein kommt diese Synthesis von Tätigkeit und Beschränkung als Handeln. Dies ist alles Reale, das uns gegeben ist. Es ist Bestimmen. Durch mein Handeln wird die ganze Sphäre, die einstweilen außerhalb meiner Tätigkeit liegt, zu einem Bestimmbaren.
21. 9. 18
Nota II. - Nicht zu übersehen aber: Das Unbestimmte wird, indem es als Bestimmbares ge-setzt wird, als Unbestimmtes bestimmt. (Hui!)
Setzen von Etwas geschieht in der Vorstellung. Das Bestimmen von Etwas als Dieses schafft einen Begriff.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen