Sonntag, 23. Mai 2021

Durch bestimmte Tätigkeit entsteht mir ein Unbestimmtes als das Bestimmbare.

  librileo                                           zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Beim ersten Schritte, den wir in der Wissenschaftslehre taten, war es uns darum zu tun, dass das Ich nur durch Tätigkeit charakterisiert würde, und wie dies geschähe. ... Es wurde auf das Zustandekommen des Begriffs vom Ich achtgegeben und auf nichts anderes.

Diese Einschränkung wurde bemerkt, und nur in dieser Bemerkung wurde man sich der Tä-tigkeit bewusst. Dieses Abziehen von jedem möglichen anderen Gegenstande und Hinrich-tung auf ein Bestimmtes war eben diese Tätigkeit. So lässt sich alles Handeln denken als ein Einschränken in eine gewisse Sphäre. Alles Bewusstsein der Selbsttätigkeit ist ein Bewusst-sein unseres Einschränkens unserer Tätigkeit. Nun kann ich mich nicht anschauen als be-schränkend, ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit mit zu setzen, also ohne die Unbestimmt- heit zu setzen und dem Bestimmten entgegenzusetzen. Auf die-sen Punkt kommt Vieles an.

Das Bestimmte, auf das Denken des Ich Beschränkte wird als Tätigkeit gesetzt und kommt als solches zum Bewusstsein, mithin kommt auch das Unbestimmte nur durch Tätigkeit zum Bewusstsein, welches wir, weil es in Beziehung auf das Bestimmtsein und mit ihm zu-gleich gesetzt wird, das Bestimm-/bare nennen wollen. Nach dem Obigen ist Tätigkeit nicht ohne Ruhe anschaubar, aber Tätigkeit ist nicht anschaubar, außer als bestimmte, aber der Begriff einer bestimmten Tätigkeit ist nicht möglich ohne das Anschauen eines Bestimm-baren.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 35f.


Nota I. - Ausgangspunkt ist, dass ein Begriff des Ich zustandekommt; und dass er nur durch Tätigkeit zustandekommen konnte. 

Tätigkeit ist - als das Material, aus dem das Ich sich setzen soll - noch ohne alle weitere Be-stimmung. Um diese Tätigkeit zu werden, muss sie sich gegen etwas - oder sich etwas ent-gegensetzen; und das heißt, die eben noch unbestimmte und insofern unendliche Tätigkeit muss sich einschränken. Sie wird durch das Objekt nur eingeschränkt, soweit sie auf das Ob-jekt gegangen ist; Einschränkung ist immer auch Selbsteinschränkung. Angeschaut wird und zum Bewusstsein kommt diese Synthesis von Tätigkeit und Beschränkung als Handeln. Dies ist alles Reale, das uns gegeben ist. Es ist Bestimmen. Durch mein Handeln wird die ganze Sphäre, die einstweilen außerhalb meiner Tätigkeit liegt, zu einem Bestimmbaren.
21. 9. 18

 

Nota II. - Nicht zu übersehen aber: Das Unbestimmte wird, indem es als Bestimmbares ge-setzt wird, als Unbestimmtes bestimmt. (Hui!)

Setzen von Etwas geschieht in der Vorstellung. Das Bestimmen von Etwas als Dieses schafft einen Begriff.

JE

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