Sonntag, 9. Mai 2021

Es gilt nur contemporary labour.

Lewis Hine                                                                                                                                 aus Marxiana

Wenn z. B. in Zeiten von stagnations of trade etc die mills stillgesezt werden, so zeigt sich in der That, daß die Maschine einrostet und das Garn nutzloser Ballast ist, ausserdem verdirbt, sobald ihre Beziehung zur lebendigen Arbeit aufhört. 

Wenn der Capitalist blos arbeiten läßt, um Mehrwerth zu schaffenum noch nicht vorhand-nen Werth zu schaffen – so zeigt sich, daß sobald er aufhört[,] arbeiten zu lassen[,] auch sein schon vorhandnes Capital entwerthet wird; daß also die lebendige Arbeit nicht nur neuen Werth zufügt, sondern durch den very act of adding a new value to the old one, maintains, eternizes it. 

(Die Albernheit des dem Ricardo gemachten Vorwurfs, daß er nur Profit und Salair als noth-wendige Bestandtheile der Productionskosten auffaßt, nicht auch den im Rohstoff und In-strument enthaltnen Theil des Capitals zeigt sich so klar. So weit der in ihnen vorhandne Werth nur erhalten wird, macht dieß keine neuen Productionskosten. Was aber diese vor-handnen Werthe selbst angeht, lösen sie sich alle wieder in vergegenständlichte Arbeit auf – nothwendige Arbeit und Surplusarbeit – Salair und Profit. 

Das blose Naturmaterial, soweit keine menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ist, soweit es daher blose Materie ist, unabhängig von der menschlichen Arbeit existirt, hat keinen Werth, da Werth nur vergegenständlichte Arbeit ist; so wenig Werth wie die allge-meinen Elemente überhaupt.) 
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 267
[MEW 42, S. 282f.]



Nota. - Der Wert der vergangenen, vergegenständlichten Arbeit bleibt Wert nur im ständi-gen Kontakt zu contemporary labour, so wie der Wert der Ware nicht bestimmt wird durch die Arbeit, die tatsächlich in ihr vergegenständlicht wurde, sondern durch die Arbeit, die heute erforderlich wäre, um dieselbe Ware in derselben Qualität neu herzustellen. Ob die vergangene Arbeit der gegenwärtigen Arbeit gleich war, spielt keine Rolle. Es zählt nur, ob sie ihr gleich gilt. (Das Geheimnis liegt nicht in einer übersinntlichen Qualität der Arbeit, sondern in der gesellschaftlichen Natur des Kapitalismus: Er beruht auf verallegemeinerten Tausch, die Dinge gelten nur, soweit sie getauscht werden, der Wert 'ist' immer nur im Akt des Tausches selbst: hic et nunc.)
1. 11. 16

 

Nota II. - Allgemeiner: Die kapitalistische Wirtschaftsweise besteht als Einheit von Produk-tions- und Zirkulationsprozess: Sie muss vorgestellt werden als ein Ganzes; als System. Im System geschieht alles jedezeit zugleich, es ist, als gäbe es keine Zeit (Achronie). So wird je-de Ware jederzeit zu dem Wert getauscht, der ihr in diesem Moment zukäme: Die Maschi-ne, die gestern gebaut wurde, wird getauscht zu dem Wert, den sie hätte, wenn sie heute ge-baut werden müsste; und morgen zu dem Wert, den sie morgen, und übermorgen zu dem Wert, den sie übermorgen hätte. 

Wobei davon abstrahiert würde, dass die Technik inzwischen fortgeschritten ist und 'diesel-be' Maschine heute nicht wieder gebaut würde, sondern eine verbesserte Variante, die billi-ger (=schneller) produzierte. Schneller? Da ist sie ja doch, die Zeit! Ja, als Dauer, als sachli-che Größe, die den Gebrauchswert der Maschine bestimmt: als die Spanne, in der Arbeits-vermögen verausgabt würde, nämlich gegenwärtiges Arbeitsvermögen! Die Zeit kommt nur in Betracht als Dauer, nicht aber als Vorher/Nachher.

Und zurück sind wir beim Systemcharakter der kapitalistischen Wirtschaft: In der Dauer der faktischen Arbeitszeit ist der Gebrauchswert der Arbeitskraft dargestellt, nämlich ihre gegen-ständliche Rolle im Produktiosprozess. Dagegen fällt das Vorher/Nachher, nämlich der Zeit-punkt des Austauschakts, in den Zirkulationsprozess: Produktion ist ein Verlauf, Tausch ist ein Moment.

Logisch-analytisch ist das Reich des Tauschwerts, das Reich der Gebrauchswerte ist anschau-lich-analog. Das macht die ganze Dialektik in der Kritik der Politischen Ökonomie aus. Ein andrer würde sagen: Es ist der Unterschied von realer und idealer Tätigkeit. 

Und daraus folgt die scheinbare Absurdität, dass 'der Wert' (als Abstraktum der Tauschwer-te), im Unterschied zu den Gebrauchswerten nicht ist, sondern lediglich gilt.

JE

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